Kennst du das „kalte-Hand-Phänomen“?
Immer dann, wenn du lange vor dem Computer gesessen hast?
Die Maus-Hand wird eiskalt.
In dem Maß wie deine Hand kalt wird, fangen Augen und Nacken an zu schmerzen.
Was passiert da aus Sicht der TCM?
Die kalte Hand ist ein Zeichen des Körpers, dass du zu lange still gesessen hast.
Dass dein Qi, deine Lebensenergie, nicht mehr fließt.
Keine Energie, keine Wärme. So einfach ist das.
Wenn nur das Aufhören so einfach wäre.
Die To-Do-Liste ist endlos.
Für eine Pause ist keine Zeit.
Eine Tasse Kaffee bringt neue Energie.
Das muss reichen.
Nun fangen deine Augen an zu brennen. Sie schmerzen bei jeder Bewegung.
Ähnlich wie dein Nacken.
Während dein Körper sich im Frostbeulen-Modus befindet, wechselt dein Kopf in den Hitzkopf-Modus.
Deine Augen brennen und schmerzen bei jeder Bewegung?
Rote, trockene und brennende Augen sind Zeichen von innerer Hitze.
Verrückt, oder? Während dein Körper friert, läuft dein Kopf heiß.
In der traditionellen chinesischen Medizin wird die Arbeit am Bildschirm als „austrocknend“ bezeichnet. Sie reduziert unsere wertvolle innere Kühlflüssigkeit. Diese Kühlflüssigkeit bezeichnen die alten Chinesen als Blut und Säfte.
Stellen sich Kopf- und Nackenschmerzen ein, sind dies weitere Beschwerden, die in der Überhitzung ihre Ursache finden.
Stell dir vor, deine Muskeln und Sehnen wären eine Art Gummi.
Hast du schon einmal ein „trockenes“ Gummi gesehen?
Es wird rissig und spröde.
So verhält es sich mit deinen Muskeln. Sie sind steif und haben ihre Geschmeidigkeit verloren.
Deshalb schmerzen deine Augen beim Bewegen. Sie sind auf eine geschmeidige Muskelkraft angewiesen.
Genauso wie dein Nacken.
Im Internet findest du zahlreiche Lösungen, wie man spröde Gummis wieder weich macht.
In der 5-Elemente-Ernährung gibt es Lösungen, wie du Blut und Säfte aufbaust.
Das Ziel: Spröde Muskeln werden wieder geschmeidig.
Und es gibt Lösungen, wie du Energie und Kraft über die Ernährung aufbaust. Das vertreibt die Kälte und macht die Verteilung der Kühlflüssigkeit möglich.
Wie du deine Augengesundheit effektiv unterstützt, ohne deinen Bildschirm aus dem Fenster werfen zu müssen.
Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich kann ziemlich lange meine Symptome ignorieren.
Wenn ich vor dem Laptop sitze und meine To-Do-Liste ab arbeite, oder im kreativen Flow bin, dann schiebe ich körperliche Beschwerden in die letzte Ecke.
Nur noch diesen einen Satz. Diese eine E-Mail. Naja, den Rest kennst du vermutlich. Das bereue ich spätestens am Abend.
Was hilft ist eine gute Struktur.
Stelle dir täglich diese 4 Fragen, wenn deine Augen zu trocken sind und beim Bewegen schmerzen.
Meine täglich Routine besteht aus meiner 4-Fragen-Strategie:
Die Fragen 1-3 stelle ich mir mindestens 2x am Tag während der Arbeit. Zur Not erinnert mich mein Timer. Wenn er klingelt nehme ich mir 5-10 Minuten. Mehr Zeit braucht es nicht. Sollte der Zeitpunkt gerade trotzdem nicht passen, programmiere ich nochmal den Timer. Mein Ziel: Ich unterbreche in regelmäßigen Abständen meine Arbeit.
Frage Nr. 4 sollte zumindest einmal am Tag mit „ja“ beantwortet werden. Diese Frage gehört in die Küche.
1. Habe ich heute schon genug getrunken? Lass‘ es in der Wüste regnen.
Zu tief ins Glas oder in die Tee-Tasse schauen erlaubt!
Nein Quatsch, das ist erwünscht.
Eine „Nebenwirkung“ von innerer Trockenheit ist, dass kein echtes Durstgefühl vorhanden ist. Im Gegenteil, ein großes Glas Wasser sorgt für einen gluckernden Bauch und ein flaues Gefühl im Magen.
Das klingt nur im ersten Moment unlogisch.
Warum das so ist, habe ich verstanden, als wir bei einem USA-Urlaub durch die Wüste gefahren sind. Der Boden war rissig und trocken.
Es hieß, dass in der Wüste regelmäßig nach den lang ersehnten Regengüssen Menschen ertrinken. Der Boden nimmt kein Wasser auf. Deshalb entstehen sehr schnell Flüsse und Seen. Die Menschen werden von den Wassermassen überrascht.
So ähnlich ist es bei Trockenheit auch im Körper. Es hilft, heiße, warme bzw. Zimmer warme Getränke in kleinen Schlucken zu trinken.
Achte darauf, dass ein großes Glas oder eine große Tasse auf deinem Schreibtisch steht. Trink‘ zwischendurch immer wieder einen Schluck. Fülle leere Tassen oder Gläser sofort wieder auf.
Eine Tasse Tee aus Chrysanthemen-Blüten und Goji Beeren wirkt beruhigend und kühlend.
Dadurch stärkt die Tasse Tee deine innere Kühlflüssigkeit. Dein Blut.
Die Teemischung wird als klassisches Getränk Taxifahrern in China angeboten. Ihre Augen sind durch Smog und Abgase häufig überanstrengt.
Die Zubereitung ist einfach: Du nimmst eine Hand voll getrocknete Chrysanthemen-Blüten, 5-10 Goji-Beeren und gießt die Mischung mit kochendem Wasser auf.
Dann lässt du die Mischung 5-10 Minuten ziehen. Abseihen. Fertig.
Bitte verwende keine selbst geernteten Chrysanthemen. Diese sind unter Umständen giftig. Für einen Teeaufguss wird eine besondere Sorte verwendet. Diese ist in gut sortierten Apotheken erhältlich. Im besten Fall unterstützt dich hierbei eine TCM Ärztin oder TCM Heilpraktikerin.
Trinke Kräutertees nicht wie Wasser oder ein Erfrischungsgetränk. Damit meine ich, dass es nicht zur Gewohnheit werden sollte, täglich die gleichen zu trinken.
2. Habe ich heute schon in die Ferne geschaut? Trainiere den Bergsteiger-Blick.
Es tut so gut.
Du stehst auf einer Anhöhe oder auf einem Aussichtspunkt und schaust in die Ferne.
Deine Probleme werden klein. Du wirst klein.
Eine Last fällt von deinen Schultern. Vieles wird unwichtig.
Mir geht das jedenfalls so.
In den alten Texten heißt es, dass die Leber den Blick in die Ferne liebt.
Die Leber ist aus Sicht der alten Chinesen nicht nur für den freien Fluss unserer Kühlflüssigkeiten zuständig.
Sie ist auch der Teil in uns, der Freiheit und Kreativität zu schätzen weiß. Jede Form von Einschränkung strapaziert die Leber. Es ist wichtig für Ausgleich zu sorgen.
Wenn du den ganzen Tag auf den Bildschirm schaust, dann wird dein Blick starr und stark eingegrenzt. Nutze jede Gelegenheit für das Gegenteil.
Ich öffne zwischendurch das Dachbodenfenster und genieße es, in die Weite zu schauen. Das entspannt Augen und Leber. Dazu gibt es eine kleine Übung, die du ohne Dachbodenfenster machen kannst.
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Sie ist aus dem Buch von Harry Benjamin „Ohne Brille bis ins hohe Alter“: Halte ungefähr 20 Zentimeter vor den Augen einen Zeigefinger hoch. Dann schaue vom Finger weg auf irgendein großes Objekt, das mindestens 3 Meter weit entfernt ist. Zum Beispiel eine Tür oder ein Fenster. Schaue vom Finger zum Objekt ein paar Mal hin und her. Anschließend entspanne deine Augen.
3. Habe ich heute schon meine Augenmuskeln trainiert?
Das Augenmuskeltraining knüpft an den Blick in die Ferne an. Anregungen hierzu habe ich ebenfalls in Harry Benjamins Buch gefunden. Sie begleiten mich seit Jahren. Ich habe sie in meinen Alltag eingebaut und sehr gute Erfahrungen damit gemacht.
Natürlich ersetzen diese Übungen keinen Arztbesuch. Bitte frag‘ deinen Arzt, wenn du unsicher bist, ob die Übungen gut für dich sind.
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Schmerztherapeut Roland Liebscher-Bracht hat übrigens ein Video dazu gedreht. Einen Link zu seinem Video für ein effektives Training der Augenmuskeln hänge ich dir am Ende des Artikels an.
Allerdings sind die Übungen so einfach, dass ich sie dir hier kurz erklären kann.
Setze dich hin, lass die Schultern hängen und richte dich auf.
Achte darauf, dass du dabei ganz entspannt bist.
Nun bewege die Augen nach oben. Der Kopf bleibt wo er ist. Halte den Blick, ähnlich wie bei der Dehnung, einen Moment. Anschließend schaue nach unten, nach rechts und nach links. Halte immer für einen Moment die jeweilige Position.
Zum Schluss lass' deine Augen kreisen. Achte immer wieder darauf, dass du deine Schultern nicht anspannst und dass du weiter atmest.
Übertreibe die Übungen nicht.
Wenn du mit einer neuen Sportart beginnst, dann steigst du auch nicht in der obersten Liga ein.
Es droht (Augen-) Muskelkater.
4. Habe ich heute schon etwas Grünes gegessen?
Über die Ernährung kannst du die Produktion deiner Kühlflüssigkeiten ankurbeln. Täglich.
In der traditionellen chinesischen Medizin gilt das grüne Gemüse als Blut und Säfte aufbauend.
Spannend ist, dass auch im Westen die große Ähnlichkeit in der Struktur des grünen Blattfarbstoffs und der des roten Blutfarbstoffs bekannt ist.
Kräutersäfte werden als grünes Blut bezeichnet.
Neben grünem Gemüse wie z.B. Spinat, Mangold, Feldsalat, Rucola, Brokkoli und Zucchini, baut ebenfalls das mediterrane Gemüse Blut und Säfte auf.
Für einen kühlen Kopf sorgen z.B. ebenfalls Paprika, Auberginen und Tomaten.
Strategie-Frage-Nr. 4 ist mein persönlicher Favorit.
Selbstliebe geht definitiv durch den Magen.
Einen Tipp für Frostbeulen im Hitzkopf-Modus habe ich noch: Wenn du häufig nach dem Essen Bauchschmerzen bekommst, dann koche das Gemüse.
So tankst du über deine Mahlzeiten Qi. Qi sorgt für Wärme und Kraft.
Qi sorgt dafür, dass deine Kühlflüssigkeiten transportiert werden und an der richtigen Stelle ankommen.
In diesem Artikel versteckt sich ein leckeres Rezept, wenn du trockene Augen durch Bildschirmarbeit hast.
Aldous Huxley, der Autor von „Schöne neue Welt“, erlernte die Blindenschrift, damit sich seine Augen erholen konnten, ohne, dass er aufhören musste zu lesen. Wenn er zu viel gelesen hatte, konnte er fast nichts mehr sehen.
Und weil er mit Hilfe der Blindenschrift sogar im Dunkeln im Bett lesen konnte, meinte er, dass dies ein weiterer Vorteil sei.
Warum ich dir das erzähle?
Weil meine vier Fragen nur funktionieren, wenn du nicht mit dem Kopf durch die Wand möchtest. Letztendlich findest du dein inneres Gleichgewicht, indem du anerkennst, dass dein Kopf auch mal Ruhe braucht.
Kein Laptop, kein Handy, kein Fernsehen.
Lies noch die letzten paar Zeilen und dann schalte den Computer aus ;).
Das Muster, dass deinen schmerzenden Augen zugrunde liegt, ist in den meisten Fällen aus Sicht der alten Chinesen ein Leere-Muster. Damit ist ein Zustand gemeint, in dem man zwar ständig müde und erschöpft ist, aber gleichzeitig nicht zur Ruhe kommt.
Es macht den Geist unruhig. Macht ihn hibbelig.
Was hilft, ist Langeweile.
Vor allen Dingen abends vor dem Schlafengehen.
Was für eine Herausforderung.
Denn wenn einem unruhigen Geist etwas schwerfällt, dann abzuschalten.
Wie gut kannst du abschalten?
Wie lange kannst du ohne Beschäftigung auf der Couch sitzen?
Wie lange dauert es, bis du im Kopf deine To-Do-Liste durchgehst?
Reflexartig zum Handy greifst?
Quelle:
Harry Benjamin „Ohne Brille bis ins hohe Alter“
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Judith Schleicher (Freitag, 11 März 2022 09:20)
Toller Artikel�
Anja (Freitag, 11 März 2022 12:07)
Danke, das freut mich sehr. Herzliche Grüße :)
Jutta (Freitag, 11 März 2022 12:44)
danke für die vielen hilfreichen Tipps; hab mich sehr angesprochen gefühlt!!!
Anja (Freitag, 11 März 2022 13:36)
Liebe Jutta, gerne. Das freut mich sehr. Liebe Grüße ;)
Gabriele (Samstag, 12 März 2022 09:44)
Danke für den sehr interessanten Artikel, werde vieles umsetzen!!!
Anja (Samstag, 12 März 2022 10:46)
Super Gabriele, das freut mich. Danke für deinen Kommentar. Viele liebe Grüße.